Auch in der Corona-Zeit ist das Thema Nachhaltigkeit weiterhin gefragt

Jürgen May, Geschäftsführer 2bdifferent in Speyer

2021 Jahrespartner von MEET GERMANY

Was genau macht 2bdifferent eigentlich?

Wir sind Experten für Nachhaltigkeit in der Event-, Messe- und Meetingbranche und unterstützen unsere Kunden bei der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger und klimafreundlicher Geschäftsstrategien.

Unsere Kernkompetenz liegt darin, Nachhaltigkeitsaspekte in glaubhafte und erfolgreiche Businessstrategien zu wandeln. Es geht hierbei in erster Linie um zeitgemäßes Handeln, transparent und mit glaubwürdigen Maßnahmen.

Vor acht Jahren habe ich 2bdifferent ins Leben gerufen. Mittlerweile sind wir ein Team von sechs Partnern mit verschiedenen Kernkompetenzen. Alle im Team kommen aus der MICE- und Livekommunikationsbranche und sind mit den Themen Event-, Messe-, Kongresse und Meetings vertraut. Wir kennen das Handwerk, wissen, wie man den Nagel in die Wand klopft.

Wir beraten einerseits Unternehmen und Konzerne wie z. B. Porsche, Swarovski, AOK, Vodafone, Allianz, KFW Bankengruppe, die ihre Nachhaltigkeitsperformance bei Kongressen, Tagungen und Messen optimieren wollen. Andererseits beraten wir die Dienstleister der Branche – Caterer, Hotels, DMO´s, Eventagenturen, Messebauer, Eventlocations etc. zum Aufbau und zur Optimierung ihrer betrieblichen Nachhaltigkeitsstrategie.

Ökonomische Herausforderungen verlangen zunehmend die Integration ökologischer und sozialer Belange sowie die Umsetzung entsprechender Maßnahmen im Unternehmen. Um dies zu implementieren bieten wir neben der Beratung auch die Weiterbildung der Mitarbeiter an. Hier bieten wir spezielle Seminare, Webinare und Inhouseschulungen an. Unsere Workshop-Module sind speziell auf die nachhaltigen Anforderungen von Unternehmen aus der Kongress- und Eventwirtschaft zugeschnitten.

Das heißt, bei 2bdifferent ist Inhalt, was für viele andere eher eine Begleiterscheinung zu sein scheint…?

Genau, es ist unser täglich Brot. Aber es findet ein Wandel von „nice to have“ zu „must have“ statt – und das auch schon vor Corona.

Weil viele Unternehmen auch im Rahmen des Klimaabkommens, des Klimawandels, sich auf die Fahnen geschrieben haben, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu implementieren, zum Beispiel in der Fertigung oder Produktion. Wenn diese Unternehmen dann im Rahmen ihres Marketings Messen nutzen, dann wollen sie natürlich vor der Haustür genauso nachhaltig agieren, wie sie es in ihrem Unternehmen schon tun.

Ist die Nachfrage nach diesem Thema in diesen acht Jahren erheblich gewachsen?

Sie ist gewachsen und hat sich auch verlagert:

Am Anfang waren es die „Pioniere“, die persönlich überzeugten Unternehmenslenker, der Messebauer oder Inhaber einer Eventlocation, der es aus persönlichen Gründen wichtig fand, ein Unternehmen nachhaltig aufzustellen. Seit circa zwei Jahren hat sich die Nachfrage auf die Seite der auftraggebenden Unternehmen verlagert.

Unternehmen mit Event- und Tagungskultur wie Vodafone, Allianz, Porsche, AOK, KfW, Wirtschaftsjunioren oder das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) beraten wir, wenn es darum geht in den Ausschreibungen für Kongresse, Tagungen und Messen nachhaltige Kriterien zu implementieren und die Anbieter entsprechend zu prüfen. Damit erzeugen diese Unternehmen den gewissen Druck auf die Dienstleister wie Caterer, Event-Location, Tagungshotels und weitere, entsprechend zu handeln.

Unter der Überschrift „Nachhaltigkeit ist das neue Normal“ hat sich 2bdifferent auch mit MEET GERMANY verbunden. Wie kam dies zustande?

Wir haben uns in den vergangenen Jahren immer wieder über dieses Thema ausgetauscht. Im letzten Jahr sind wir übereingekommen, dass Nachhaltigkeit auch für MEET GERMANY insgesamt wichtig ist. Nicht als Trend, nicht dogmatisch, keine Bevormundung, sondern wir kommunizieren, dass nachhaltiges Planen und Veranstalten Spaß macht! Und ich kann damit an der einen oder anderen Stelle sogar Budget einsparen. Wussten Sie beispielsweise, dass bei einer Veranstaltung mit 100 Personen bis zu 40 kg Speisen eines Buffets nicht verzehrt sondern vernichtet werden und damit auch ca. 800 Euro in den Speiserestebehälter geworfen werden? Wir liefern konkrete Ansätze, um weniger Foodwaste zu erzeugen und Budget zu sparen. Nur ein Beispiel.

Wie soll das mit der Jahrespartnerschaft von 2bdifferent 2021 ablaufen?

Da die Vorbildfunktion bei diesem Thema sehr wichtig ist, werden wir bei MEET GERMANY beginnen, denn man kann von anderen nichts verlangen, was man nicht selbst lebt. Deshalb entwickeln wir zuerst eine Nachhaltigkeitsstrategie und Maßnahmen für MEET GERMANY und kommunizieren dann den Prozess bei den MEET GERMANY Veranstaltungen und über die weiteren Kommunikationskanäle.

Auch hier geht es darum den Weg aufzuzeigen und nicht direkt alles krampfhaft „grün“ zu machen oder um 100 % Perfektion. Nachhaltigkeit ist kein Projekt, welches zu einem gewissen Termin beendet ist – Nachhaltigkeit ist ein immer fortlaufender Prozess, der alle Bereiche einer Unternehmung einschließt.

Beginnend vom Office-Betrieb über die Organisation der MEET GERMANY Veranstaltungen prüfen wir den aktuellen Status. Danach geben wir Handlungsempfehlungen, wie die wesentlichen Bereiche, wir nennen sie Handlungsfelder – zu optimieren sind um sie nachhaltiger zu gestalten. Das wird der erste Schritt des Prozesses sein, und dann sind noch viele weitere kleine Schritte geplant. Wir werden entsprechender Ratgeber sein und die Kunden und Partner von MEET GERMANY übers Jahr hinweg mit verschiedenen Best Practice Beispielen informieren, wie Nachhaltigkeit für sich selbst oder das eigene Unternehmen genutzt bzw. umgesetzt werden kann. Dabei werden auch spannende Ideen für den Alltag bzw. den Privatbereich sein.

Zum Beispiel erstellen wir ein „Alphabet“.  Zu fast jedem Buchstaben gibt es ein nachhaltiges Thema für die MICE Branche. Wie „C“ für ein vegan- vegetarisches Catering oder „T“ für ein nachhaltiges Teilnehmermanagement.

Außerdem ist geplant einen CO2-Mobilitätsrechner für die MEET GERMANY Veranstaltungen einzusetzen. Jeder kann, ganz freiwillig, beim Anmeldeprozess sehen, was das Fahren mit der Bahn, dem Bus oder dem Auto zur Veranstaltung für den CO2-Ausstoss bedeutet und selbst entscheiden, ob er ggf. seine An- und Abreise anders gestaltet.

Es tut gut, über Ideen zu reden, die die Zukunft betreffen. Denn gerade in dieser Zeit scheint das für viele schwierig zu sein. Wie beeinflusst die Corona-Pandemie eure Arbeit?

Viele in unserer Branche haben zurzeit kaum etwas zu tun – deshalb muss unbedingt ein absehbarer Horizont für eine Zukunft erscheinen. Und dies nach dem Motto „nach der Krise ist vor der Krise“, denn der Klimawandel hat ja immer noch Bestand und wird die MICE- und Livekommunikations-Branche weiter beeinflussen. Nicht nur unsere Gesellschaft wird nach Corona eine andere sein. Ebenso auch die Veranstaltungsbranche. Dazu die sozial-ökologische Transformation, in der die Wirtschaft auch nach der Corona-Krise eine ihrer wichtigen Aufgaben sehen wird. Veranstaltungen kommen seitens der Auftraggeber in puncto Nachhaltigkeit verstärkt auf den Prüfstand. Die Verursachung hoher CO2 Emissionen, der übermäßige Ressourcenverbrauch, Abfallvermeidung und die Lebensmittelverschwendung werden verstärkt im Fokus bei Vergabe und Planung von Veranstaltungen stehen. Daher geht es nicht darum in den früheren Zustand zurückzukehren, sondern unsere Branche braucht eine innovative Zukunftsperspektive. Dazu muss der Wiederaufbau ein Umbau sein und nicht ein Streben danach, wieder die alten Muster herzustellen.

Danach handeln bereits einige Akteure der Eventbranche. Ein Messebauer, ein Technikdienstleister und zwei Cateringbetriebe haben uns in diesen Wochen damit beauftragt den Nachhaltigkeitsprozess im Unternehmen zu implementieren. Ihr Argument: „Jetzt haben sie Zeit dafür, dann sind wir nachhaltig richtig aufgestellt, wenn es wieder richtig losgeht, was uns beim Neuanfang und der Akquise helfen wird“.  Wir kommen den Partnern entgegen, in dem wir das Thema Honorierung in Monatstranchen aufbrechen und vorerst ins 4. Quartal 2020 schieben.

Zudem werden wir ab Mai alle unsere Seminare und Inhouse-Schulungen als Webinare anbieten um den Ausbildungsprozess weiter aufrechtzuerhalten. Denn die Nachfragen sind da!

Trotz Coronakrise wächst unsere Beratungsstärke weiter – im ersten Quartal 2020 konnten wir unser Team um zwei Berater bzw. Beraterinnen erweitern. Christian Lehnert bringt tiefgreifende Expertise im Foodbereich mit und Lisa Herrmann hat viele Jahre auf Agenturseite hier sich. Von ihr werdet ihr in nächster Zeit noch mehr lesen – sie wird unser MEET GERMANY Projekt federführend leiten.

Kategorie: Nachhaltigkeit, News aus dem Netzwerk
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